Wer Honig aus der Schweiz oder Deutschland kaufen will, findet ihn in Hofläden oder im Delikatessengeschäft, aber kaum im Supermarkt und auch nicht bei gebana. Der Grund dafür ist simpel: Hiesige Imker:innen produzieren nicht genug, um die Nachfrage zu decken.
Die Menschen in der Schweiz und Deutschland lieben Honig. Zumindest vermitteln die Konsumstatistiken diesen Eindruck: Pro Jahr verspeisen sie durchschnittlich 1.5 Kilo Honig pro Kopf. Rechnet man das mit der Bevölkerung beider Länder gegen, ergibt das rund 138'000 Tonnen Honig. Jedes Jahr.
Ein einzelnes Bienenvolk produziert jährlich etwa 20 Kilo Honig. Die Imker:innen in der Schweiz halten circa 165'000 Völker, ihre Kolleg:innen Deutschland arbeiten mit knapp 1.2 Millionen Völkern. Man muss kein Mathegenie sein, um die Situation zu erkennen: Das sind zu wenige Bienen, um den Honigbedarf der beiden Länder zu decken. Mehr als zwei Drittel des jährlich in der Schweiz konsumierten Honigs stammen entsprechend aus dem Ausland. In Deutschland sind es sogar bis zu 80 Prozent.
Woher der Importhonig genau kommt, ist nicht immer eindeutig. Die EU-Richtlinien für die Qualität von Honig sind streng. Was die Herkunftsbezeichnung angeht, gibt es jedoch viel Spielraum. Aus EU- und Nicht-EU-Ländern liest man da mitunter auf der Verpackung. Einem Bericht des NDR zufolge verlangen deutsche Verbraucherschützer:innen schon lange genauere Angaben. Der deutsche Verband der Honigimporteure argumentiert hingegen, dass die Herkunft egal sei. Bienen würden überall auf der Welt nach dem gleichen Prinzip arbeiten.
Es stimmt, dass Honigbienen immer gleich vorgehen. Der Mensch tut es aber nicht. In China zum Beispiel – das Land ist der weltweit grösste Honigproduzent – holen die Imker:innen den Honig aus den Waben, bevor die Bienen seinen Wassergehalt auf 18 Prozent gesenkt haben. Damit sorgen die Imker:innen zwar dafür, dass die Bienen direkt neuen Nektar einlagern und am Ende mehr produzieren, erhalten aber einen unreifen Honig, der zu viel Wasser enthält. Den Wassergehalt müssen sie dann maschinell reduzieren, da sich sonst Hefen bilden können und der Honig anfängt zu gären.
Importierter Honig aus dem Supermarkt ist meist weit entfernt von dem, was die Bienen ursprünglich produziert haben. Diese Honige werden bunt zusammengemischt. Das Ziel dabei: Der Honig einer Marke soll möglichst immer gleich schmecken. Tatsächlich kann ein Honig aus einer bestimmten Region jedes Jahr anders schmecken.
Beim Markenhonig im Supermarkt begegnet man ausserdem verwirrenden Praktiken bei der Namensgebung. Imkerhonig ist ein Beispiel: Jeder Honig wird von Imker:innen geerntet, ein expliziter Hinweis darauf ist irreführend. Auch mit dem Zusatz kaltgeschleudert wird vermeintliche Qualität vorgegaukelt. Honig schleudert man immer bei zwischen 20 bis 30 Grad. Sind die Waben kälter, ist der Honig zu zäh, sind sie wärmer, wird das Wachs zu weich und es bilden sich Klumpen aus Wachs und Honig.
Nach Aussage des deutschen Berufsimkerbunds gehört Honig ausserdem zu den häufigsten verfälschten Lebensmitteln der Welt. Die Fälscher:innen würden ihre Methoden mittlerweile so schnell anpassen, dass die gängigen Analysen der Labore die Fälschung nicht oder nur teilweise nachweisen können, heisst es in einem Communiqué der Organisation. Auf dem chinesischen Handelsportal Alibaba fand der Imkerbund sogar Fructose-Sirup, der eigens zum Strecken von Honig gedacht ist. In der Produktbeschreibung des Sirups war detailliert angegeben, welche Honig-Echtheitstests er bestehen würde.
Der Honig, den wir in unserem Onlineshop anbieten, ist ein Blütenhonig von der Yucatán-Halbinsel in Mexiko. Wir beziehen ihn vom Schweizer Honigimporteur Narimpex, der mit der Kooperative EDUCE zusammenarbeitet. Gemeinsam mit EDUCE fördert Narimpex seit 2016 vor Ort die Bio-Imkerei und vermittelt der indigenen Bevölkerung Fachwissen, das den Menschen ein regelmässiges Einkommen ermöglicht. So wollen die beiden Organisationen auch verhindern, das junge Menschen vom Land in die Städte ziehen und sich stattdessen für den Erhalt des fragilen Ökosystems der Yucatán-Halbinsel einsetzen.
Nach seiner Ankunft in der Schweiz verflüssigt und mischt Narimpex den Honig der Imker:innen aus Mexiko, filtriert ihn und füllt ihn ab. Aufgrund dieser Arbeitsschritte steht auf dem Etikett am Ende Hergestellt in der Schweiz.
Dieses Jahr versuchen wir parallel dazu, mindestens einen in der Schweiz produzierten Honig für unser Schweizer Sortiment zu finden. Weil 2021 ein ausgesprochen schlechtes Honigjahr war, wollen sich bisher keine Produzent:innen auf eine feste Zusammenarbeit einlassen. Unsere Suche gestaltet sich deshalb noch schwieriger als angenommen. Wir bleiben dran!
Was ist Honig https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/nutztiere/bienen/bienenprodukte/honig.html (abgerufen am 12.04.2022)
Bienenhaltung in der Schweiz
https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/nutztiere/bienen/bienenhaltung.html (abgerufen am 12.04.2022)
Honig: In Deutschland selten ein regionales Produkt https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Honig-In-Deutschland-selten-ein-regionales-Produkt,honig374.html (abgerufen am 12.04.2022)
Wichtige Zahlen zum Honigmarkt in Europa https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20180222STO98435/wichtige-zahlen-zum-honigmarkt-in-europa-infografik (abgerufen am 12.04.2022)
Demeter-Honig https://www.demeter.de/lebensmittel-produkte/honig (abgerufen am 12.04.2022)
Honig https://de.wikipedia.org/wiki/Honig (abgerufen am 12.04.2022)
Imkerei in Deutschland https://deutscherimkerbund.de/161-Imkerei_in_Deutschland_Zahlen_Daten_Fakten (abgerufen am 12.04.2022)
Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund schützt Verbraucher*innen vor verfälschtem Honig im Supermarktregal
https://berufsimker.de/deutscher-berufs-und-erwerbs-imker-bund-schuetzt-verbraucherinnen-vor-verfaelschtem-honig-im-supermarktregal/ (abgerufen am 12.04.2022)
Tagebuch einer Biene http://www.tagebucheinerbiene-derfilm.de/
gebana AG, Ausstellungsstrasse 21, 8005 Zürich, Schweiz
gebana AG, Ausstellungsstrasse 21, 8005 Zürich, Schweiz
Weltweit ernten und veredeln Kleinbauern und lokale Verarbeiter Produkte von aussergewöhnlicher Qualität. Doch vielen dieser Produzenten fehlt ein guter und stabiler Markt. Über die Plattform Marktzugang können Sie direkt bei diesen Produzenten einkaufen und sie damit beim Zugang zum Markt unterstützen. Das Prinzip dabei heisst Crowdordering (auch Schwarm- oder Sammelbestellung) und ist ein neues Handelsmodell: Viele Konsumenten bestellen gemeinsam ein Produkt, um so eine minimale Liefermenge zu erreichen. Wir von gebana unterstützen die Produzenten mit unserem Knowhow und organisieren die Logistik.
Ermöglichen Sie mit Ihrer Bestellung einen allerersten Export! Aber Achtung: Es ist üblich, dass unerwartete Ereignisse zu Verzögerungen führen oder die Qualität vielleicht noch nicht perfekt ist. Gerade deswegen spielt Ihr Feedback eine entscheidende Rolle. Die Exporterfahrung sowie Ihr Feedback sind für die Produzenten wichtige Schritte Richtung Markt. Als Besteller erleben Sie den ganzen Prozess mit und leisten gemeinsam mit allen Beteiligten Pionierarbeit.
Von diesen Produzenten können Sie einfach und direkt bestellen. Sie erhalten Ihr Produkt, sobald die Mindestmenge erreicht und die Produkte bereit sind. Ihr Risiko ist gering, denn die Produzenten verfügen bereits über ein marktfähiges Produkt. Dieser Absatzkanal ist für Produzenten und Konsumenten interessant, weil er den Zwischenhandel ausschaltet.
Ermöglichen Sie die Entwicklung von Lieferketten und Neuheiten! Dies, indem Sie zum Beispiel neue Produkte testen, Feedback geben oder Produzenten bei ihrem nächsten Entwicklungsschritt finanziell unterstützen. Dabei erleben Sie mit, wie sich Produkt und Lieferkette entwickeln.
Hier sehen Sie alle abgeschlossenen Projekte von der Plattform Marktzugang auf einen Blick. Sie erfahren, wo die Produkte inzwischen erhältlich sind oder ob die Produzenten noch einen Handelspartner suchen.